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Anne Betten
BROKEN GERMAN. Tomer Gardis Berlinroman über Migration, Sprache und deutsch-jüdische Geschichte
Als großenteils heiter erscheinende Kriminalgeschichte im Berliner Migrantenmilieu komponiert Tomer Gardi eine lockere Reihe von Szenen, die aber durch den oft beschworenen „Roten Faden“ (im Roman Name des Treffpunkts der Akteure) immer wieder zusammenlaufen. Das zugrundeliegende Konzept wird zum einen durch das Spiel mit Identitäten verdeutlicht: Der Ich-Erzähler, der wohl teilweise mit dem Autor gleichgesetzt werden darf, tauscht nicht nur die Kleider mit anderen Figuren, sondern gelegentlich auch die Rollen. Ganz konsequent wird es jedoch durch die Erzählsprache realisiert, die sich bewusst nicht der Standardnorm unterwirft, sondern in der fehlerhaften Form eines Zuwanderer-Deutsch (‚Broken German‘), das sich aber durch hintergründigen Assoziationsreichtum als kunstvoll konstruiert erweist, mit literarischen Mitteln für die gleichberechtigte Vielfalt im Zusammenleben von Menschen unterschiedlichster Herkunft plädiert. In das oft scherzhaft-ironische „Sittenbild“ der heutigen Bundesrepublik ist subtil und mit vielen Facetten aus Vergangenheit und Gegenwart die deutsch-jüdische Geschichte aus der Perspektive des, wie Gardi, aus Israel kommenden Erzählers eingewoben.
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